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Eckdaten

Bundesland: Hamburg

Arbeitsbereiche: Gastronomie Kulturelles Projekt Soziales Projekt Stadtteilprojekt

Träger: Ev.-luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost

Projektstandort: Ev.-Luth. Kirchengemeinde Hamburg – Veddel,  Wilhelmsburger Straße 71, 20539 Hamburg

Ansprechpartnerin: Diakonin Uschi Hoffmann, Tel.: 040 78102793

Personalausstattung: 2,25 Vollzeitstellen und im geringen Umfang HonorarmitarbeiterInnen




NEW HAMBURG - Die neue Stadt

- ein kulturelles, religiöses und soziales  Stadtteilprojekt.
NEW HAMBURG wird als Kooperationsprojekt zwischen dem Deutschen Schauspielhaus, dem Kirchenkreis Hamburg-Ost, der Kirchengemeinde auf der Veddel sowie weiteren Akteuren auf der Veddel seit 2014 durchgeführt.

In dieser Projektbeschreibung  wird die Genese wie auch die Verstetigung ab November 2014 beschrieben.

NEW HAMBURG Festival in und um die Immanuelkirche auf der Veddel im Oktober 2014

Mit dem Titel NEW HAMBURG wurden unter künstlerischer Leitung von Björn Bicker, Malte Jelden und Michael Graessner im Auftrag des Deutschen Schauspielhauses zwischen August 2013 und Oktober 2014  zwölf künstlerische Teilprojekte entwickelt, die im Oktober 2014 in Form eines verdichteten dreiwöchigen Festivalzeitraumes öffentlich sichtbar wurden. 

Inhaltlicher Ausgangspunkt für NEW HAMBURG  war und ist die Frage nach Chancen und Herausforderungen für ein gelingendes Zusammenleben in einer multikulturellen Stadtgesellschaft. Hamburg als historischer Ausgangsort für Flucht und Auswanderung und heutige Ankunftstadt für zahlreiche Menschen aus aller Welt steht an vielen Punkten des urbanen Alltages vor der Aufgabe einer gerechten und gelingenden Organisation der Vielheit seiner BürgerInnen. Im Stadtteil Veddel konzentrieren sich die damit verbundenen Chancen und Probleme besonders: Die Bevölkerung setzt sich überwiegend aus MigrantInnen unterschiedlichster Herkunft zusammen. Die Quote der LeistungsempfängerInnen ist hoch. Die Veddel dient, vor allem den Medien, immer wieder als Anschauung bedrohlicher Parallelgesellschaften.

Zentrum des NEW HAMBURG – Projektes war die Immanuelkirche, in deren Kirchraum und Gemeindesaal zahlreiche Veranstaltungen stattgefunden haben. Daneben wurden auch weitere Räume und Orte des Stadtteils bespielt, z.B. Schule, Sporthalle, Eltern-Kind-Zentrum, Moschee, Jugendzentrum, Sportplatz sowie die Wohnunterkunft „An der Hafenbahn“. 

Hier, mitten im Stadtteil, in und um die Immanuelkirche, entstanden die zwölf Teilprojekte von NEW HAMBURG. Die Bandbreite dieser in Fragestellung und Form sehr vielfältigen Projekte reichte vom Café-Betrieb über Möbelbau,  theaterpädagogische Projekte, politische Kampagnen, Bewegungsangebote, Interventionen im öffentlichen Raum bis zu Theater- und Konzertveranstaltungen. Gemeinsam war allen Teilprojekten ihr explizit partizipatorischer Ansatz: Alle Teams sind aktiv die Verbindung mit BewohnerInnen, Institutionen und Orten des Stadtteils Veddel eingegangen und haben die jeweiligen Projekte gemeinsam mit diesen PartnerInnen vor Ort entwickelt. Gemeinsam mit BewohnerInnen und den unterschiedlichen religiösen Gemeinschaften des Stadtteils, mit SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern, mit sozialen und politischen Initiativen, mit Geschäftsleuten, HandwerkerInnen, StudentInnen, Familien, Flüchtlingen, gemeinsam mit KünstlerInnen und AktivistInnen wurde hier eine Stätte der Begegnung für die unterschiedlichsten AkteurInnen des Stadtteils geschaffen. Ein Stadttheater im wörtlichen Sinne, das drei Wochen lang sehr verdichtet politische, soziale und künstlerische Entwürfe präsentierte.

DIE NEUE STADT: Es geht weiter

Nach dem Festivalende sind sich VertreterInnen von Kirche, Theater, Stadtteil-Institutionen und allen voran die BewohnerInnen der Veddel einig: Es muss weitergehen!  Nun stellen sich die Fragen nach möglichen Verstetigungsprojekten,  –Formen und –Strukturen sehr konkret. Der Kirchenraum auf der Veddel soll dabei dauerhaft ein zentraler Ort neben weiteren für künstlerische, soziale und politische Teilhabe für den ganzen Stadtteil  sein. 

Projektziele 

Vorrangiges Ziel der Verstetigung ist es, über eine partizipativ entwickelte nachhaltige weitere inhaltliche Gestaltung und Öffnung der Kirchenräume für den Stadtteil Begegnung und Teilhabe zu ermöglichen und Begegnung zwischen Menschen zu stiften, die normalerweise nicht zusammen kommen: Alteingesessene, MigrantInnen unterschiedlichster Herkunft, angesiedelte StudentInnen, Flüchtlinge und KünstlerInnen. Durch öffentliches Nachdenken über Stadtraum, Stadtstruktur und Stadtutopie, sollen Selbstbewusstsein und Zugehörigkeitsgefühl der Veddel-BewohnerInnen nachhaltig gestärkt werden. Ziel bleibt es, mit NEW HAMBURG ein langfristiges Format für die BewohnerInnen der Stadt zu schaffen. 

Vier Projektbausteine setzen sich fort:

Café Nova  – das Stadtteilcafé

Zentrum des Projektes ist das Café „Nova“, ein Stadtteilcafé in den Räumen der Kirchengemeinde, welches der Rahmung für die unterschiedlichsten Veranstaltungsformate dient und zum Dreh- und Angelpunkt der weiteren NEW HAMBURG Arbeit wird.

Der Cafébetrieb selbst, wie auch die Gestaltung des Cafés,  vom Kräutergarten bis zu den Sitzmöbeln, vom Essensangebot bis zur Kinderspielecke, als niedrigschwelliger Beteiligungsprozess gestaltet, der allen Bewohnern offen steht, ist an zwei Tagen in der Woche geöffnet und wird jetzt auf drei Tage erweitert.

WELCOME`S HÖFT – Verbindungsarbeit mit der Wohnunterkunft und dem Stadtteil

In der Flüchtlings-Wohnunterkunft „An der Hafenbahn“ leben derzeit 340 alleinstehende Männer und Familien mit Kindern aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern. Immer noch ist die Rede von Menschen in den „Randlagen der Veddel“, die nicht Teil der Gemeinschaft des Stadtteils sind. Diese Verkrustung gilt es aufzubrechen, die Schwellen in beide Richtungen abzubauen.

Wie können Orte der Begegnung geschaffen werden? Wie wird Isolation aufgehoben? 

Wo und wie findet wechselseitiges Kennenlernen, gegenseitiger Austausch und voneinander Lernen statt? Wie funktioniert ein kreativer Prozess, der Menschen dazu ermutigt, offen für andere Kulturen zu sein und den sozialen Kontext zu hinterfragen? Wie gestaltet dieser Ansatz unsere Lebenswelt in einer Nachbarschaft? 

Diesen Fragen stellt sich seit Anfang April 2014 das „Welcome´s Höft“ mit dem  Ziel, die Verbindung der BewohnerInnen der Wohnunterunterkunft „An der Hafenbahn“ untereinander und mit den Menschen auf der Veddel zu fördern.

Die Konstellation der Projektpartner verbindet seither Akteure aus den Bereichen der Kultur-, Sozial- Flüchtlings- und Stadtteilarbeit, die ein integratives und kreatives Projekt gestalten, welches Orte des Kennenlernes und der Begegnung für verschiedene Kulturen schafft, konkret die Lebenssituation der Bewohner zu verbessern versucht und zum gemeinschaftlichen Leben der Nachbarschaft auf der Veddel einlädt. An diesem Punkt finden sich der Falkenflitzer, das Haus der Projekte, das Eltern – Kindzentrum, der Tollhafen, Fördern und Wohnen, Veddel Aktiv, Pro Quatier, und das Welcome´s Höft zusammen.

Theaterarbeit – theatrales Erzählen als neue Ausdrucksform
Während der Projektzeit des Deutschen Schauspielhauses von Frühjahr bis Herbst 2014  wurden mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Veddel und Professionellen Künstlern des Deutschen Schauspielhauses zwei Theaterstücke, „die Insel“ und „Heimatmuseum“ entwickelt, geprobt und zur Aufführung gebracht. Dieser Strang des theatralen Erzählens wird fortgesetzt.
Diese Theaterarbeit wird ihre Fortsetzung mit SchülerInnen und Schülern der Veddeler Schule finden und über das Komitee in das Projekt New Hamburg eingebunden.

Das NEW HAMBURG Programmkomitee -  interkulturelle Öffnung ganz praktisch

Viele StadtteilbewohnerInnen haben sich während des NEW HAMBURG Festivals in Form von Theater- Kunst und Musikprojekten, in wissenschaftlichen Diskussionen, sozialen Formaten und gastronomisch engagiert und artikuliert. Dies jeweils in der Begegnung und der Kooperation mit anderen. Nun wollen sie dies fortsetzen. Die nachhaltige Fortführung des Projekts NEW HAMBURG wird an die Akteure der Kirchengemeinde, des Stadtteils und der NEW HAMBURG-KünstlerInnen übergeben. Während der Festivalphase wurde ein künstlerisches Programmkomitee aus je vier NEW HAMBURG-KünstlerInnen, BewohnerInnen der Veddel, VertreterInnen von Kirchengemeinde und Theater gebildet. Dieses Komitee trifft sich regelmäßig. Es berät und entscheidet die Programmierung weiterer NEW HAMBURG-Veranstaltungen in den Räumen Café NOVA, Kirche und anderen Orten im Stadtteil.

Das Programmkomitee hat sich selbst Leitlinien aufgestellt, an denen sich die zukünftige Arbeit in NEW HAMBURG orientieren soll: Teilhabe, Begegnung, Stadtteilbezug. 

Förderung durch den Bund seit 2015

Das Projekt New Hamburg, nun in personeller Trägerschaft des Ev.-luth. Kirchenkreises Hamburg-Ost, ist im Januar 2015 als Pilotprojekt in die Förderung der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des Bundes zum Thema „Zusammenleben in der Stadt“ aufgenommen worden.